2023 Bolivienreise

Am Morgen des 15.08. haben wir uns am Münchner Flughafen getroffen, um unser Abenteuer zu beginnen. Trotz teils schwerer Abschiede war das Reisefieber groß und wir stiegen in unsere Kurzstreckenmaschine nach Frankfurt am Main. Dort angekommen hatte unser Anschlussflug eine kleine Verspätung, die wir als nicht schlimm erachteten. Nach einem diesmal langen Flug und vielen Gesprächen voller Vorfreude kamen wir in Bogota an und verpassten ganz knapp unseren nächsten Flug was dazu führte, dass wir eine unplanmäßige Übernachtung und einen Tag in Kolumbien hatten.

Wir brachen am nächsten Tag früh auf, um die Stadt Bogota zu erkunden. Wir liefen los, vorbei an einer Demo gegen Korruption in der kolumbianischen Regierung, haben ein millitärhistorisches Museum besucht, unser erstes lateinamerikanisches Gericht gegessen und mussten dann wegen eines Anrufs der Lufthansa schnell zurück zum Flughafen. Dort warteten wir von 14:00 Uhr bis 21:00 Uhr und konnten dann endlich weiter nach Bolivien.

Unseren geplanten Aufenthalt in Santa Cruz ließen wir ausfallen und flogen direkt nach Cochabamba weiter, um wieder im Zeitplan zu sein. Dort kamen wir am 17.08. an und wussten erstmal nicht wo hin. Also nahmen wir uns zwei Taxis und fuhren  zum Pfadfinderheim in Cochabamba, wo wir Alvaro den Verwalter des Hauses kennenlernten. Mit ihm gingen wir die folgenden Tage Cochabamba anschauen, das Highlight war der Besuch der Jesusstatue mit Blick über die ganze Stadt. Er zeigte uns bolivianische Tänze, die wir mit ihm tanzten und wir brachten ihm einen bayerischen Volktanz, den Mörbisch-Schottischen, den wir davor extra einstudiert hatten, bei. Am letzten Abend in Cochabamba stiegen wir in den Nachtbus.

Am 19.08 kamen wir früh morgens in Sucre an und hatten kurz Zeit für eine Stadtbesichtigung und einen Besuch bei den lokalen Pfadfindern. Am Abend fuhren wir dann nach Potosí, wo wir unsere Gastfamilien kennlernen durften. Wir sind in unglaublich freundlichen Familien und bei Menschen mit großen Herzen untergekommen. Nun konnte der Hauptteil der Reise beginnen.

Der erste Tag in Potosí war hauptsächlich ein Kennenlernen unserer Gastbrüder und Schwestern mit späterem Besuch des „Vor-Chutillos“ wo wir das erste Mal sehen konnten, wie die Bolivianer feiern.

Am Morgen des 21.08 trafen wir uns um 9:00 Uhr an der Franziskanerkirche in Potosí. Also teilweise, denn neun heißt in Bolivien größer neun, kleiner elf, wie wir noch zu genüge lernen würden. Wir machten eine Tour durch die Kirche, bei der wir einiges über die Rolle der Franziskaner in der Kolonialzeit lernten und wie Bestattungen früher abgehalten wurden. Den Dom besuchten wir auch und am Ende sind wir noch in ein Nonnenkloster gegangen, das seit der Kolonialzeit besteht. Dort lernten wir viel über das Leben der Nonnen, die nach ihrem Eintritt das Kloster nie wieder verlassen durften. Am Abend gingen wir zu einem Bezirkstreffen und lernten die Pfadfinder, die uns die nächsten 2,5 Wochen begleiteten, kennen. Uns wurde auch ein Plan vorgelegt, was wir in Potosí erleben würden. Dieser Plan wurden am Folgetag auch gleich umgesetzt und wir besuchten die Lagunen auf den Bergen, in denen die Wasserreserven der Stadt aufbewahrt werden und von denen man einen unglaublich schönen Blick über die Stadt und die marsartige Landschaft der Hochebene hatte. Die Wanderung am zweiten Tag in der Höhe gestaltete sich zwar für einige als sehr anstrengen, war es aber auf jeden Fall wert. Am Abend ging es zu unserem ersten Stammesabend bei Torro Fuerte (Ochsen Stark), wo wir an einem Basketballturnier teilnahmen und mit den Kindern und Leitern noch Tanzspiele spielten und Volkstänze tanzten bevor wir mit dem Taxi nach Hause fuhren.

Neuer Morgen und direkt zum Casa de Monero, in dem früher Silber aus Erz gewonnen wurde, um es nach Spanien zu transportieren. Dort lernten wir viel über die Koloniale Gewaltherrschaft und das Leid der indigenen und Sklaven in den Minen und bei der Aufbereitung des Silbers. Wir haben keine genauen Zahlen über die Menge des abgebauten Silbers oder die Zahl der Verstorbenen Arbeiter bekommen, aber um die Brutalität dazustellen wurde ein Zitat von Eduardo Galeano genannt: “Mit dem Silber, dass durch die Zwangsarbeit während der spanischen Kolonialisierung abgebaut wurde, hätte man eine Brücke von Potosí bis nach Madrid ganz aus Silber bauen können. Und eine Brücke zurück mit den Knochen der Einheimischen, die in den Mienen ihr Leben ließen.“

Nach dem bedrückenden Erlebnis im Casa de Monero hatten wir nachmittags noch kurz frei und gingen dann zum Stammesabend bei St. Pedro Aleman wo wir mit den Kindern Pizza, Brezen und eine Nachspeise backten. Und auch wieder Sing- und Tanzspiele spielten. Am Abend haben wir noch bei einer der Gastfamilien in einem Aufenthaltsraum gegessen und den Abend mit Singani und traditionellen Tänzen ausklingen lassen. Am nächsten Tag besuchten wir das Naturdenkmal Ojo del Inca, eine natürliche heiße Quelle. Nach den Anstrengungen der ersten Tag war das auch gut, um runterzukommen und sich auf den Tag danach vorzubereiten. 25.08 Chutillos! Wir gingen mittags los, um bei Javier ein köstliches Essen zu genießen und uns dann vorzubereiten. Wir wurden von Javiers Familie in Schale geworfen, um beim Chutillos mitzumachen. Ein Teil der Gruppe als Zuschauer und wer wollte hatte die einmalige Gelegenheit bei der Parade, im Block der Agrarfakultät der Hochschule Potosí, mitzutanzen. So tanzten wir die Straße entlang, an Zuschauertribünen vorbei, und taten so, als könnten wir die Flöte, die uns in die Hand gedrückt worden war, auch spielen. Dieses Fest wird gefeiert, um einen Heiligen zu würdigen der für die Sicherheit in den Minen sorgt. Und nachdem wir schon solch einen Spaß am ersten Tag gehabt hatten, konnten wir es kaum erwarten am Haupttag als Zuschauer dem ganzen beizuwohnen. Wir sahen viele Tänze, tanzten selbst viel, hatten intensive Gespräche und es war ein wundervoller fröhlicher Tag zum Feiern.

Am Sonntag (27.08) besuchten wir zum ersten Mal das Waisenhaus Santa Lucia. Der Besuch war leider nur kurz, aber wir konnten die Kinder und das Personal kennenlernen. Außerdem flochten wir Freundschaftsbändchen mit den Kindern, und versprachen bald wieder zu kommen. Am Nachmittag haben wir die Katakomben unter dem Dom besichtigt und haben noch mehr über Potosí während der Kolonialzeit gelernt.

Am 29.08 fuhren wir in die Salzwüste Salar de Uyuni. Der Blick auf das ewige weiß war surreal. Wir besuchten einzelne fruchtbare Inseln auf der Salzfläche und leckten alle heimlich am Boden, um zu schmecken, ob es wirklich Salz ist. (Ja, ist es.) Das Glas Wein beim Sonnenuntergang, der die Wüste in ein warmes Rot tauchte, wird uns wohl allen für immer in Erinnerung bleiben.

Am folgenden Tag sind wir weiter nach oben zu Lagunen gefahren, in denen knallpinke Flamingos lebten. Wir hatten alle eine riesige Vorfreude darauf den Nachthimmel zu sehen, da wir in einer der Gegenden auf der Welt mit der wenigsten Lichtverschmutzung waren. Nur um am Abend frustriert festzustellen, dass der hellste Vollmond des Jahres ausgerechnet in dieser Nacht war. Oder anders gesagt der Sternenhimmel ähnlich traurig wie in München. Am Letzen Tag in der Wüste besuchten wir noch Geysire und fuhren dann wieder nach Potosí.

In Potosí angekommen besuchten wir kurz eine Erzwaschanlage und hatten den Abend frei, um uns auf den Besuch des Weisenheims und das Pfadfinderlager, dass die Bolivianer für uns geplant hatten, vorzubereiten. Auf dem Pfadfinderlager gingen wir das erste Mal zu einem Weisenheim bei dem wir mit den Kindern Spiele spielten, Knoten knüpften und Feuer machten. Am Abend durften wir noch einem Pfadfinderversprechen der bolivianischen Jupfis beiwohnen, bei dem verschiedene

Rituale, wie z.B. das Brot mit den anderen Pfadfindern brechen, durchgeführt wurden. Es war für uns eine große Ehre das Versprechen erleben zu können und zu sehen, wie es in einer anderen Kultur abläuft. Eine noch größere Ehre war es den Kindern am nächsten Tag ihr Versprechen abnehmen zu dürfen und ihnen ihre Halstücher zu überreichen.

Wieder in Potosí besuchten wir den Cerro Rico und gingen in eines der zahlreichen Bergwerke um die früheren Riten der Bergarbeiter kennen zu lernen und zu lernen was für einen Anteil an der Geschichte, Wirtschaft und Kultur von Potosí die Arbeit im Bergwerk hat. Am Abend besuchten wir die ortsansässige Brauerei und den Stamm 3 Ri Perez bei dem wir aßen und die Roverrunde kennenlernten.

Am 5.09 besuchten wir das Weisenheim erneut und kochten für die Kinder typische deutsche Gerichte, spielten mit ihnen und gestalteten mit ihnen eine Wand. Am Abend ging es noch zum Stamm Mafeking, die einen Spieleabend vorbereitet hatten. Am letzen vollen Tag in Potosí bereiteten wir einen deutschen Abend mit Kartoffelsalat, Schnitzel und Apfelküchlein, als Abschied von den Pfadfinden, die uns die letzten Tage begleitet hatten, vor. Wir hatten einen Riesenspaß mit unseren neuen Freunden zu feiern und ihnen noch einen schönen Abend zu gestalten. Wir unterschrieben den Freundschaftsvertrag zwischen unserem Bezirk und ihrem und wussten nach dieser grandiosen Zeit, dass es nicht nur eine Unterschrift ist.

Am nächsten Tag reisten wir mit drei unserer Begleiter von Potosí nach LaPaz. Dort übernachteten wir wieder im Scout Center und besichtigten mit den ortsansässigen Pfadfindern die Stadt. Dann reisten wir weiter nach Santa Cruz, wo wir im dortigen Pfadfinderheim nächtigten. Dort besichtigten wir noch ein Dorf im Urwald und wir badeten unter einem Wasserfall. Am 14.9. machten wir uns wieder auf den Weg nach München, diesmal ohne Komplikationen.

Als Fazit kann man sagen, dass wir alle neue Freunde in unserem Bezirk und in Bolivien gefunden haben und diese Erfahrung jedem der nach uns kommt nur ans Herz legen wollen.

>>> Abschlusspräsentation der Delegation 2023 hier zum Download <<<

Der Bolivienaustausch wird gefördert durch den Bezirskjugendring Oberbayern und den Kinder- und Jugendplan des Bundesministeriums für Familie, Senioren Frauen und Jugend.